Die heute noch stehende Kirche war in dieser Größe bereits Teil der salischen Burganlage auf dem Gotthardsberg. Sie bildete dort die südwestliche Ecke der Umfassungsmauer. Auf dem höchsten Punkt des Bergrückens gelegen, war sie damit an dieser Stelle der exponierteste, steinerne Baukörper. Später kamen kleinere Zutaten wie die Sakristei und der Treppenturm hinzu.

Anlässlich einer Brandkatastrophe in den 1330er Jahren, die sich archäologisch durch mächtige Brandschichten mit Funden aus dieser Zeit fassen lässt, wurden sämtliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude zerstört. Auch die Kirche wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Der verbrannte Dachstuhl stürzte in das Kircheninnere und glühte dort aus. Die Hitzeentwicklung war so groß, dass Teile der sorgfältig zugehauenen Oberflächen der Werksteine abplatzten. Dies ist noch heute erkennbar. Über diese Zerstörung haben sich keine Schriftquellen erhalten.

Fundamentierung eines Langhauspfeilers direkt auf dem anstehenden Sandsteinfelsen im Kirchenschiff. Foto: Harald Rosmanitz, Partenstein

Fundamentierung eines Langhauspfeilers direkt auf dem anstehenden Sandsteinfelsen im Kirchenschiff.

Der Wiederaufbau des Klosters am Ende des 14. Jahrhunderts war geprägt von massiven Umbauten. Die Aufschüttungen über dem Felsen wurden vollständig abgetragen. Gleiches gilt für die meisten Außenwände einschließlich ihrer Fundamente. Der Neubau übernahm lediglich die inneren Bogenarkaden des Langhauses sowie Teile des Triumphbogens in Richtung Chor. Auch die Lage der Umfassungsmauern wurde beibehalten. Der angefallene Bauschutt konnte zum Aufplanieren des Areals nördlich und westlich der Kirche genutzt werden.

Der Kirchenneubau führte zu einem immensen Bedarf an Mauersteinen. Hierfür erfolgte ein Abtrag älterer Mauern teilweise bis auf ihre Fundamentunterkante. Die entsprechende Eintiefung zur Steinentnahme reichte an einigen Stellen bis annähernd zwei Meter unter die damalige Oberfläche.

Aufgedecktes Mörtelbett innerhalb des Kirchenschiffs. Deutlich zu erkennen sind die Spuren der quadratischen Bodenfliesen. Foto: Harald Rosmanitz, Partenstein

Aufgedecktes Mörtelbett innerhalb des Kirchenschiffs. Deutlich zu erkennen sind die Spuren der quadratischen Bodenfliesen.

In dieser Umbauphase wurde das Kirchenschiff komplett mit rechteckigen, an ihrer Oberseite reliefverzierten keramischen Platten ausgelegt. Solche Fußbodenbeläge sind für Amorbach nicht neu. Bereits im 12. Jahrhundert betrieb das Kloster Amorbach für solche Baumaterialien einen eigenen Brennofen. Im Vergleich zu den im Tag zu Tage geförderten Fliesen sind diejenigen vom Gotthardsberg wesentlich schlechter ausgebildet. Vor allem sind sie deutlich jünger. Sie waren mit Blütenmuster und Viertelkreis verziert und an ihren Schmalseiten leicht nach unten einziehend abgeschrägt. Ihre Unterseite ist mit feinem Quarzsand gesandet. Die auf einem dicken Ziegelestrich aufgelegten Fliesen lassen sich zeitlich aufgrund ihrer Anbindungen an die Neubauten nach der Brandzerstörung des Klosters in den 1330er Jahren verorten. Der neu eingebrachte Fußboden greift in seinem Dekor auf romanische Vorbilder zurück. In Entsprechung zu den romanischen Arkaden des Langhauses knüpften die Bauherren mit dem Fußbodenbelag in der Kircher ganz bewusst an eine längst unmodern gewordene, ortsgebundene Tradition an.

Funde der keramischen Bodenfliesen. Foto: Harald Rosmanitz, Partenstein

Funde der keramischen Bodenfliesen.

Im Jahr 1525 war das gesamte Areal inklusive der Kirche erneut von einer Brandzerstörung betroffen. Sie wirkte sich jedoch bei weitem nicht so verheerend auf die Bausubstanz aus.  Anlässlich der Reaktivierung des Klosters in den 1630er Jahren erhielt die Kirche neue Portale. Damals wurde auch die Pforte im Süden angelegt.

Die Spuren der Nutzung des Areals nach Auflassung der Kirche im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts und dem en Blitzeinschlägen von 1689 und 1714 fanden sich unmittelbar unter der Oberfläche. Dazu sind Durchwühlungen im Kirchenboden zu rechnen. Dabei wurde auch der im gesamten Kirchenschiff verlegte, dekorierte Keramikfußboden herausgebrochen.

 

Impressionen

Stimmungsvoller Kircheninnenraum. 
Das Lichtspiel der Kirchenfenster gab den Rahmen…
 … für die gemeinsamen Pausen im Kirchschiff an.
Aber auch in der Kirche wurde gegraben
Unter einer Kiesschicht … 
… trat eine Mörtelschicht zutage. 

Diese wurde sehr sorgfältig mit Staubsauger…

… und ausnahmsweise (!) sogar mit Besen freigelegt.
Es zeigte sich ein schachbrettartiges Verlegemuster, …
… auf dem die keramischen Bodenfliesen ursprünglich auflagen. 
Auch dieser Befund wurde sorgfältig dokumentiert. 
Grabungsleiter hoch hinaus: Untersuchung an der Wandfläche.
Bodenfliesen aus dem Kircheninnere des Gottharsbergs, Weilbach, Gemeindearchiv
Fragment eines keramischen Andachtsbilds, Weilbach, Gemeindearchiv, Fd.-Nr. 1274
Fragment einer Altareinfassung, Weilbach, Gemeindearchiv, Fd.-Nr. 1255