In einem Kloster lebten neben den Nonnen das ganze Jahr hindurch auch eine Vielzahl von Bediensteten. Diese waren für die Bewirtschaftung zuständig. Sie bildeten eine in sich abgeschottete Gemeinschaft. Einige Bewohner dürften von Kindesbeinen ihr Leben im Kloster verbracht haben. Dass viele von ihnen hier auch starben, davon gibt der südlich an den Kirchenbau anschließende Friedhof Zeugnis.

Bestattung eines in Leinentuch gewickelten Leichnams. Ein Kinderskelett aus dem Traufbereich des Kirchenschiffes (links im Bild) wird in das Beinhaus (rechts hinten) gelegt. Grafik: Christian Meyer zu Ermgassen, Kellinghusen

Bestattung eines in Leinentuch gewickelten Leichnams. Ein Kinderskelett aus dem Traufbereich des Kirchenschiffes (links im Bild) wird in das Beinhaus (rechts hinten) gelegt. Grafik: Christian Meyer zu Ermgassen, Kellinghusen

Er ist außerhalb des ursprünglich von einer Ringmauer umfassten Burgareals zu verorten. Ihm ist auch jenes Feld zuzurechnen, das später von der Sakristei der Kirche überbaut wurde. Die östliche Grenze des Friedhofs bildete das spätere Prioratshaus. Nach Westen hin dürfte der Friedhof auf Höhe des Westportal des Langhauses des Kirchenschiffs geendet haben. Wichtig war die Lage des Begräbnisplatzes unmittelbar neben der Kirche. Denn der Glaubensvorstellung war es gewünscht, dass die Verstorbenen möglichst nahe bei den in die Altäre eingelassenen Reliquien ihre letzte Ruhe finden sollten.

Bei den Ausgrabungen 2021 konnten mindestens 25 Individuen dokumentiert werden. Alle Grabgruben sind Ost-West-orientiert. Der Kopf kam jeweils im Westen zu liegen. Die Grabgruben waren nicht sehr tief. Dieser Umstand ist durch den Untergrund bedingt: Nahe unter der Humuskante steht der Sandsteinfels an. Er wird von Westen nach Osten orientierten Klüftungen durchzogen. Diese ließen sich für die Bestattungen mühelos erweitert. Um die flachen Grablegen vor Wild zu schützen, war eine Einfassung des Friedhofareals durch eine Mauer oder einen Zaun notwendig.

Zur Zeit des Klosters war es üblich, die Verstorbenen zu waschen und dann in jenes Tuch einzuhüllen, in dem sie auch verstarben. Grabbeigaben waren im christlichen Glaubensritus nicht erlaubt.
Nach dem Herrichten dürften die Leichen auf einem Totenbrett aufgebahrt worden sein. Auf diesem wurden sie auch auf den Friedhof getragen. Der Totengräber legte sie dann im Beisein eines Geistlichen in die Grabgrube. Die Gräber selbst dürften eine Zeit lang noch an einem kleinen, aufgeschütteten Erdhügel obertägig erkennbar und dem am Kopfende der Grabgrube aufgestellten Totenbrett sichtbar gewesen sein. Da auf dem kleinen, geweihten Friedhof nur wenig Platz war, dauerte es nicht lange, bis an der gleichen Stelle die nächste Bestattung erfolgte. Kamen beim Ausheben neuer Gräber Überreste älterer Bestattungen, in erster Linie Langknochen oder Schädel, zum Vorschein, wurden sie gesammelt. Im Anschluss seitlich des Toten dem neuen Grab beigegeben, als Konvolute auf dem Friedhof vergraben oder in einem Beinhaus verwahrt, kamen sie wieder in geweihter Erde. Beinhäuser waren als Orte solcher sekundären Bestattungen wichtige Bestandteile von Friedhöfen. Ein solches konnte archäologisch auf dem Gotthardsberg nicht gefasst werden.

 

Impressionen

Die Südseite außerhalb der Kirche vor Beginn der Grabungen dort … 

… und zum Grabungsende.

Bei der Anlage eines neuen Schnittes wurde zuerst die Grasnarbe abgetragen…
… bevor man auf die Gebeine der dort Bestatteten stieß.
Teamwork in kleinen …
… wie auch in großen Gruppen
Die empfindlichen Befunde mussten witterungsbedingt gut abgedeckt werden.
Feinarbeit gefragt.
Auch die Kleinsten finden menschliche Skelette interessant – und überhaupt nicht gruselig.
Dank unseres Quadrokopters wird die Ausdehnung des Friedhofs erkennbar. 
Gruppenfoto… 
… und Zeichnung im Maßstab 1:10