Luftbild des Gotthardsbergs, von Südosten aus gesehen. Gut erkennbar ist die exponierte Lage über das umliegende Gelände. Foto: Christine Reichert, Mainaschaff

Luftbild des Gotthardsbergs, von Südosten aus gesehen. Gut erkennbar ist die exponierte Lage über das umliegende Gelände.

Mittelalterliche Burgen begegnen uns in der Region überall. Aufgrund ihrer exponierten Lage und ihrer historischen Bedeutung sind sie auch dann noch in den Köpfen der Leute präsent, wenn von ihnen obertägig längst schon nichts mehr zu sehen ist. Unserer Wahrnehmung nach handelt es sich um in erster Linie auf die Verteidigung ausgerichtete Konstruktionen. Eine Burg war jedoch viel mehr. Sie war Wohnsitz des Adels, Verwaltungszentrum und rechtlicher Mittelpunkt. Sie diente der Ausübung der Herrschaft. Die Platzierung eines solchen Bauwerks auf dem Gipfel eines Berges, bei der baulich und logistisch eine Vielzahl von Herausforderungen gemeistert werden mussten, ist als permanentes Symbol von Landesherrschaft zu verstehen.

Ansicht des Gotthardsberges von Südwesten aus. Gut erkennbar ist die exponierte Lage über das umliegende Gelände. Foto: Harald Rosmanitz, Partenstein

Ansicht des Gotthardsberges von Südwesten aus. Gut erkennbar ist die exponierte Lage über das umliegende Gelände.

Bei archäologischen Ausgrabungen auf Burgen kann deren Bebauung nur ausschnittweise aufgedeckt werden. Zu ihr sind nicht nur herausgehobene Gebäudereste wie Palas, Burgfried oder Kapelle/Kirche zu zählen. Oft liefern erst Sondagen in den der Kernburg vorgelagerten Wirtschaftsarealen die interessantesten Erkenntnisse zum Verständnis der Funktionsweise des Baukomplexes. Solch ein Wirtschaftsbereich ist für den Gotthardsberg auf der östlich abfallenden Kuppe anzunehmen. Ein archäologischer Nachweis steht jedoch aus.

Die aus dem vor Ort anstehenden Sandstein errichtete Burganlage auf dem Gotthardsberg entstand im 12. Jahrhundert. Die Datierung ist durch Keramikfunde wie Kugeltöpfe mit wellenförmiger Schulterzier, Pingsdorfer Imitate mit roter Engobe-Bemalung und glimmerhaltige Vorspessartware gesichert.

Schnittgrenzen mit Baubefunden der Ausgrabungen 2010-2012 und 2021 mit rekonstruiertem Verlauf der Umfassungsmauer und anderer burgzeitlicher Bebauung (blau). Grafik: Sabrina Bachmann, Heimbuchenthal

Schnittgrenzen mit Baubefunden der Ausgrabungen 2010-2012 und 2021 mit rekonstruiertem Verlauf der Umfassungsmauer und anderer burgzeitlicher Bebauung (blau).

Befund des steinernen Palasfundaments Foto: Harald Rosmanitz, Partenstein

Befund des steinernen Palasfundaments

Die Dimensionierung der Bebauung lässt sich über Mauerstrukturen fassen. In Entsprechung zu den Grabungsbefunden der Kugelburg bei Aschaffenburg dürften die wichtigsten Bauteile, der Palas und die Umfassungsmauer, zuerst errichtet worden sein. Erst mit der Erstellung der nördlichen Umfassungsmauer war es möglich das bis dahin noch vergleichsweise steil abfallendes Plateau nördlich der Kirche mit Aushub und Schutt aufzuhöhen, so dass dieses in der Folge wirtschaftlich genutzt werden konnte. Vorwerke, die die Umfassungsmauer absicherten, wurden nicht nachgewiesen. Der Zugang erfolgte über ein Zangentor, das durch einen seitlichen Torturm flankiert worden sein dürfte. Das durch die Mauer geschützte Plateau war archäologisch nachweisbar statt mit einem Bergfried mit einem reich ausgestatteten, mehrstöckigen Palas, einem steinernen Haus und einer für eine Burg ungewöhnlich groß dimensionierten Kirche bestückt. Im Nordwesten des Plateaus befanden sich weitere Gebäude. Die Spuren weiterer burgzeitlicher Bebauung wurden durch den Umbau des Areals in ein Kloster und später in eine Priorei bis auf den anstehenden Sandsteinfelsen abgetragen und sind so nicht mehr nachvollziehbar.

Eine erste schriftliche Erwähnung erfolgt im Jahre 1168 in der „Güldenen Freiheit“, als das „castrum francenberg“ auf Geheiß von Friedrich Barbarossa niedergelegt wurde. Auf dem nun der Kirche übereigneten Berg wurde ein Frauenkloster erbaut, welches der Vogt des Klosters Amorbach, Konrad von Dürn, 1244 auflöste. Die Nonnen wurden in das 1239 gegründete Kloster Seligental bei Osterburken umgesiedelt. Auf Intervention des Papstes Innozenz IV. (reg. 1243-1254) musste Konrad das Kloster im Jahre 1245 an die Nonnen zurückgeben. Wie aus der päpstlichen Urkunde zu erfahren, hatte Konrad von Dürn in der Zwischenzeit auf dem Gotthardsberg mit dem Neubau einer Burg begonnen. Mit dem Ausbau des Klosters nach 1245 wurden unverrückbare Tatsachen geschaffen. Die Herren von Dürn sahen in der Folge von einer neuerlichen Wehranlage an dieser Stelle ab.

 

Impressionen

Im Jahr 2021 ging es im Osten der Kirche mit den Grabungen weiter. 
Der Transport des Abraums gestaltete sich nicht ganz so einfach.
Auch in diesem Schnitt wurde sorgfältig die Erde abgetragen… 
… bevor es tiefer ging.  
Mit vereinten Kräften können auch schwere Wurzelstöcke bewegt werden. 
Auch die Kleinsten arbeiten schon fleißig mit.
Unter den wachsamen Augen von Hans wird weiter gegraben.
Wichtig: Arbeitsgeräte immer griffbereit. 
Die Gotthardsruine immer in Sicht. 
 Auch Erdprofile werden erst sorgfältig geputzt…
… und im Anschluss für die Grabungsdokumentation gezeichnet. 
Stimmungsvolle Ausgrabungsatmosphäre.