Ein ungewöhnliches Fundensemble aus der Stauferzeit
In den 1130er Jahren dürfte das in seiner Grundfläche 12 x 7 m messende steinerne Haus innerhalb des Mauerberings der Burg auf dem Gotthardsberg errichtet worden sein. Von diesem haben sich Mauerfundamente der Ost- und Südwand erhalten. Der Verlauf der Nordwand ist als Ausbruchsgrube nachvollziehbar. Breite und Ausführung der Fundamente sprechen dafür, dass wir hier die Überreste eines mehrgeschossigen Hauses mit steinernen Mauern vor uns haben. Der eigentliche Wohnbereich, in Fachwerktechnik ausgeführt, dürfte auf diesem aufgesessen haben. Das Erdgeschoss war mit einem hölzernen Dielenfußboden ausgestattet. Er fiel, wie auch der Rest des Bauwerks, einem Brandereignis zum Opfer. Auf dem First des ansonsten schindelgedeckten Daches lagen groß dimensionierte Hohlziegel. Das steinerne Haus lässt sich mithilfe der in der Brandschicht enthaltenen, glimmerhaltigen Vorspessartware in das 12. Jahrhundert datieren. Eine genauere zeitliche Einordnung des Zerstörungshorizonts ist über Metallfunde möglich. Eine getriebene Messingschüssel mit Omphalosboden, die Überreste einer Feinwaage und der Dorn eines bronzenen Vortragekreuzes weisen stilistisch ins zweite Drittel des 12. Jahrhunderts.
Ein kleiner Stein sticht hervor
Aus dem gleichen Zusammenhang dürfte das Fragment einer dünnen Steinplatte stammen. Das nur 3,7 x 3,1 x 1,6 cm messende Stück besteht aus grünem Porphyr, der geologisch in der Umgebung von Krokeae bei Sparta auf der südlichen Peloponnes ansteht. Bereits in der Antike kam die Porfido verde antico genannte Gesteinsart zusammen mit der roten Variante in der imperialen Architektur und in dazugehörigen Grabmonumenten zum Einsatz. In der katholischen Kirche wurde dem grünen Porphyr ein sehr hoher Symbolcharakter zugemessen. Grund dafür sind regelmäßige Verwachsungen der bis zu zentimetergroßen, weißlichen Feldspatkristalle, die häufig kreuzförmig an der Oberfläche der geschliffenen Platten sichtbar wurden.
Das auf dem Gotthardsberg gefundene Stück war ursprünglich Teil einer größeren Platte. Diese bildete die Oberseite eines Tragaltares. Mit Reliquien bestückte Tragaltäre sind mobile Ausstattungsstücke und zählen zu den liturgischen Gerätschaften. Sie erleichterten den Tagesablauf eines hochrangigen Geistlichen erheblich, der beispielsweise im Tross eines Regenten unterwegs war. Das hier gefundene Stück gehörte zu einer kastenförmigen, romanischen Ausführung. Solche Exemplare sind Kirchenschätzen zuzurechnen. Sie befanden sich ausschließlich im Besitz hochstehender geistlicher Würdenträger wie Erzbischöfe, Bischöfe oder Äbte. Interessant ist in diesem Zusammenhang der in der gleichnamigen Ortschaft entdeckte Watterbacher Tragaltar. Nur sechs Kilometer Luftlinie trennen die Fundstelle vom Gotthardsberg. In Watterbach haben sich nur noch die vergoldeten Kupferplatten des Altarkörpers erhalten. Sie weisen ein drin eingraviertes, reichhaltiges Bildprogramm auf. Sie wird heute im Bayerischen Nationalmuseum in München aufbewahrt.
Impressionen