Ein ungewöhnliches Fundensemble aus der Stauferzeit

Ansicht der Burg Friesach in Kärnten. In ähnlicher Dimension, allerdings mit Fachwerkaufbau, muss man sich den Palas der Burg auf dem Gotthardsberg vorstellen. Foto: Harald Rosmanitz, Partenstein

Ansicht der Burg Friesach in Kärnten.

Der Fund einer Balkenwage mit Rekonstruktion. Foto: Harald Rosmanitz, Partenstein, Grafik: Sabrina Bachmann, Heimbuchenthal

Der Fund einer Balkenwage mit Rekonstruktion.

In den 1130er Jahren dürfte das in seiner Grundfläche 12 x 7 m messende steinerne Haus innerhalb des Mauerberings der Burg auf dem Gotthardsberg errichtet worden sein. Von diesem haben sich Mauerfundamente der Ost- und Südwand erhalten. Der Verlauf der Nordwand ist als Ausbruchsgrube nachvollziehbar. Breite und Ausführung der Fundamente sprechen dafür, dass wir hier die Überreste eines mehrgeschossigen Hauses mit steinernen Mauern vor uns haben. Der eigentliche Wohnbereich, in Fachwerktechnik ausgeführt, dürfte auf diesem aufgesessen haben. Das Erdgeschoss war mit einem hölzernen Dielenfußboden ausgestattet. Er fiel, wie auch der Rest des Bauwerks, einem Brandereignis zum Opfer. Auf dem First des ansonsten schindelgedeckten Daches lagen groß dimensionierte Hohlziegel. Das steinerne Haus lässt sich mithilfe der in der Brandschicht enthaltenen, glimmerhaltigen Vorspessartware in das 12. Jahrhundert datieren. Eine genauere zeitliche Einordnung des Zerstörungshorizonts ist über Metallfunde möglich. Eine getriebene Messingschüssel mit Omphalosboden, die Überreste einer Feinwaage und der Dorn eines bronzenen Vortragekreuzes weisen stilistisch ins zweite Drittel des 12. Jahrhunderts.

 

Foto und Umzeichnung des Erdprofils durch die Verfüllungen innerhalb der Palasbaus. Die unterste Schicht, direkt auf dem anstehenden Sandsteinfelsen, bildet eine Brandschicht, aus der hochwertige Fundstücke geborgen werden konnten. Foto: Harald Rosmanitz, Partenstein, Umzeichnung: Christine Reichert, Mainaschaff

Foto und Umzeichnung des Erdprofils durch die Verfüllungen innerhalb der Palasbaus.

 

Ein kleiner Stein sticht hervor

Der auf dem Gotthardsberg gefundene grüne Porphyrstein, ursprünglich aus der Umgebung von Krokeae bei Sparta. Maße 3,7 x 3,1 x 1,6 cm, Foto: Harald Rosmanitz, Partenstein

Der auf dem Gotthardsberg gefundene grüne Porphyrstein, ursprünglich aus der Umgebung von Krokeae bei Sparta.

Aus dem gleichen Zusammenhang dürfte das Fragment einer dünnen Steinplatte stammen. Das nur 3,7 x 3,1 x 1,6 cm messende Stück besteht aus grünem Porphyr, der geologisch in der Umgebung von Krokeae bei Sparta auf der südlichen Peloponnes ansteht. Bereits in der Antike kam die Porfido verde antico genannte Gesteinsart zusammen mit der roten Variante in der imperialen Architektur und in dazugehörigen Grabmonumenten zum Einsatz. In der katholischen Kirche wurde dem grünen Porphyr ein sehr hoher Symbolcharakter zugemessen. Grund dafür sind regelmäßige Verwachsungen der bis zu zentimetergroßen, weißlichen Feldspatkristalle, die häufig kreuzförmig an der Oberfläche der geschliffenen Platten sichtbar wurden.

Idealrekonstruktion eines hochmittelalterlichen Tragaltares. An der Oberseite ist die steinerne Deckplatte eingelassen. Grafik: Christine Reichert, Mainaschaff

Idealrekonstruktion eines hochmittelalterlichen Tragaltares.

Das auf dem Gotthardsberg gefundene Stück war ursprünglich Teil einer größeren Platte. Diese bildete die Oberseite eines Tragaltares. Mit Reliquien bestückte Tragaltäre sind mobile Ausstattungsstücke und zählen zu den liturgischen Gerätschaften. Sie erleichterten den Tagesablauf eines hochrangigen Geistlichen erheblich, der beispielsweise im Tross eines Regenten unterwegs war. Das hier gefundene Stück gehörte zu einer kastenförmigen, romanischen Ausführung. Solche Exemplare sind Kirchenschätzen zuzurechnen. Sie befanden sich ausschließlich im Besitz hochstehender geistlicher Würdenträger wie Erzbischöfe, Bischöfe oder Äbte. Interessant ist in diesem Zusammenhang der in der gleichnamigen Ortschaft entdeckte Watterbacher Tragaltar. Nur sechs Kilometer Luftlinie trennen die Fundstelle vom Gotthardsberg. In Watterbach haben sich nur noch die vergoldeten Kupferplatten des Altarkörpers erhalten. Sie weisen ein drin eingraviertes, reichhaltiges Bildprogramm auf. Sie wird heute im Bayerischen Nationalmuseum in München aufbewahrt.

 

Impressionen

Blick vom Aussichtsturm in Richtung der späteren Grabungsfläche
Idyllische Atmosphäre: Erste Bereiche in Schnitt 9 werden freigelegt.
Auch bei schlechterer Witterung wird gearbeitet.
Wurzelstöcke sind mühsam zu entfernen.
Auch kleine Fundstücke sind zu begutachten.
Viele helfende Hände während der Kampagne 2011…
und auch ein Jahr später in 2012.
Deutlich ist in diesem Profil als unterste Lage eine Brandschicht zu erkennen. Sie liegtauf dem anstehenden Sandsteinfelsen. Aus ihr stammen die hochwertigsten Funde der Salierzeit.
Was wird denn dort mithilfe eines Staubsaugers freigelegt?
Eine Bronzeschale! Der Zustand direkt nach dem Auffinden…
… und heute, nach der Restaurierung.

Die große Grabungsfläche im Nordosten des Burgplateaus am Ende der Grabungskampagne 2011. Am linken Bildrand erkennt man die Umrisse des steinernen Hauses.

Teil einer Balkenwaage, H. 4,7 cm, Weilbach, Gemeindearchiv, Fd.-Nr. 0673
Dorn eines Vortragkreuzes, H. 8,2 cm, Weilbach, Gemeindearchiv, Fd.-Nr. 0642
Fragment der Porphyrplatte eines Tragealtars, H. 3,1 cm, Weilbach, Gemeindearchiv, Fd.-Nr. 0464

Hallstattzeitlicher Armring, H. 7,2 cm, Weilbach, Gemeindearchiv, Fd.-Nr. 0579