Die archäologischen Grabungen lieferten wesentliche Informationen zur Bebauungsgeschichte des Gotthardsbergs. Sie lassen sich mit bildlichen Darstellungen abgleichen.

Burg Frankenberg

Ein eindrucksvolles Bild der Burg auf dem Gotthardsberg liefert Konrad Huber. Der Maler wurde 1789 vom Kloster verpflichtet, das Deckengemälde der neuen Bibliothek zu fertigen. Im Jahr darauf zeichnete er den Riss für die Ausstattung des Refektoriums. 1792 erhielt er 660 fl. „für die 15 Stück Mahlerey in das neu Verzierte Konvents-Refectorium“. Unter diesen 15 Gemälden befanden sich auch die vier noch heute im ehemaligen Refektorium hängenden Bilder, die Szenen aus der Gründungsgeschichte der Abtei zeigen. Eines davon zeigt den Gaugrafen Ruthard, der den hl. Pirmin und seine Gefolgschaft begrüßt.

Konrad Huber: Gaugraf Ruthard begrüßt den hl. Pirmin. Ölgemälde im ehemaligen Refektorium der Abtei Amorbach. Foto: Bernhard Springer, Amorbach

Konrad Huber: Gaugraf Ruthard begrüßt den hl. Pirmin. Ölgemälde im ehemaligen Refektorium der Abtei Amorbach.

Im Hintergrund ist die Burg Frankenberg aus südlicher Richtung zu sehen. Huber stellt sie als mächtigen romanischen Wehrbau dar. Außer der Ringmauer sind keine weiteren Annäherungshindernisse erkennbar. Das Gelände ist realitätsnah so steil wiedergegeben, dass Gräben, Hecken oder gar Zwingermauern kaum nötig erscheinen. Der Hang außerhalb der Mauern ist mit Gebüsch und niedrigen Bäumen bewachsen. In östlicher Richtung, wo sich offenbar der Zugang befindet, ist der Burg ein kleinerer Bau vorgelagert. Im Inneren der Anlage finden sich neben einem Rundturm mehrere verschachtelt angeordnete Einzelbauten, die in einem doppeltürmigen Hauptgebäude gipfeln.
In der Entstehungszeit des Bildes gab es keinen konkreten Hinweis mehr auf das Aussehen der ehemaligen Burganlage. Auf dem Gotthardsberg stand lediglich die durch Blitzschlag ausgebrannte Kirchenruine. Huber hat diese Darstellung völlig aus der Phantasie heraus geschaffen. Dennoch ist bemerkenswert, dass er die topographischen Verhältnisse recht genau wiedergibt und die erstaunlich mächtige Burganlage stimmig in das Gelände einpasst.

Die Klosteranlage

Ein kleines Ölgemälde aus dem Jahr 1869 stellt laut rückseitiger Aufschrift den Gotthardsberg im Jahr 1631 dar. Zu diesem Zeitpunkt soll die wiedererrichtete Kirche vollendet worden sein. Der Maler Adolf Brodmann war Gerichtsschreiber und übernahm im Entstehungsjahr des Bildes die Stelle des Amorbacher Stadtschreibers. Er war also weder Historienmaler noch verfügte er über eine fundierte Geschichtsbildung. Er hatte klare Vorstellungen vom Aussehen der Anlage im 17. Jahrhundert. Diese könnte er aus einer heute nicht mehr erhaltenen historische Bildvorlage bezogen haben. Die Ansicht der Kirche zeigt den Blick aus Weilbacher Richtung.

Adolf Brockmann, Der Gotthardsberg 1631, Ölgemälde, Amorbach, Privatbesitz. Foto: Bernhard Springer, Amorbach

Adolf Brockmann, Der Gotthardsberg 1631, Ölgemälde, Amorbach, Privatbesitz.

Das Bild präsentiert einen kleinen Pilgerzug, der aus östlicher Richtung (aus Richtung Boxbrunn kommend) den Hang hinaufzieht. Das Ziel der Wallfahrer ist die von einer halbhohen Mauer umgebene Klosteranlage auf der Bergkuppe. Der Hang erscheint dicht bewaldet. Im Bereich des Zugangsweges ist sie jedoch bis auf einzelne Bäume fast kahl. Im Inneren der Klosteranlage befinden sich neben der Kirche ein größeres Haus mit gotischem Treppengiebel sowie ein kleineres Nebengebäude. Auf dem Kirchendach ragt mittig ein spitzer Dachreiter empor. In die Außenwand integriert wurde ein runder, turmartiger Anbau. Warum Brodmann neben der Kirche in seiner Phantasiedarstellung des Jahres 1631 auch noch Nebengebäude malte, bleibt unklar. 13 Jahre vor der Entstehung des Bildes war die erste Amorbacher Stadtchronik erschienen. Sie berichtet vom Wiederaufbau der Kirche, nicht aber von der Errichtung weiterer Bauwerke. Der Maler hat die Klostergebäude dort positioniert, wo sie bei den archäologischen Grabungen tatsächlich verortet werden konnten. Die Darstellung auf dem Gemälde wirkt befremdlich: Es existieren keinerlei Hinweise darauf, dass der Gotthardsberg jemals eine Wallfahrtsstätte war oder das dortige Kloster von Pilgern gezielt aufgesucht wurde. Brodmanns Darstellung des Gotthardsklosters verfremdet also die geschichtlichen Tatsachen. Aus der Phase des Historismus kommend, stellt sie jedoch ein interessantes Gedankenmodell jener Zeit und eine in manchen baulichen Details überraschend stimmige Abbildung der Anlage im Jahr 1631 dar.

Wiedererrichtete Kirche

Die älteste zeitgenössische Darstellung des Gotthardsberges stammt von Matthäus Merian. In seinem Hauptwerk Topographia Germaniae findet sich auch ein Kupferstich, der die Stadt Amorbach im Jahr 1646 zeigt. Allerdings muss hierbei bedacht werden, dass Merian seine Ansichten nicht fotografisch genau ausarbeitete, sondern in seiner künstlerischen Freiheit viele Einzelheiten abänderte. So zeigt auch der Amorbacher Kupferstich eine verzerrte Perspektive und viele Einzelgebäude in unrealistischer Lage oder Größe.

Matthäus Merian, Ansicht von Amorbach aus der Topographia Germaniae, Kupferstich von Matthäus Merian. Foto: Bernhard Springer, Amorbach

Matthäus Merian, Ansicht von Amorbach aus der Topographia Germaniae, Kupferstich von Matthäus Merian.

Auf dem Gotthardsberg ist lediglich eine kleine Kirche mit Dachreiter erkennbar, die auf der Amorbach zugewandten Seite zwei und auf der Westseite ein hohes schmales Fenster hat. Das Gelände um die Kapelle ist dicht bewaldet. Weitere Gebäude sind nicht erkennbar. Selbst der sich in östliche Richtung an das Kirchenschiff anschließende Rechteckchor, sowie die daran angebaute Sakristei, sind nicht dargestellt. Erst wenige Jahre vor der Anfertigung dieses Stichs wurde die wiedererrichtete Kirche fertiggestellt. Merian hatte das Gebäude also in intaktem Zustand – wenn auch von schwedischen Truppen geplündert – vor sich. Die Bebauung auf dem Gotthardsberg war lediglich schmückendes Beiwerk der Wiedergabe der Stadt Amorbach. Daher dürfte sie in diesem Zusammenhang stark stilisiert wiedergegeben worden sein. So liefert sie uns nur einen vagen Hinweis auf das Erscheinungsbild des Berges in jener Zeit.

Kircheninneres auf dem Gotthardsberg, nach Westen gesehen im Jahre 1892 Aus: Hildenbrand, Friedrich Johann (1892): Die Gotthard-Ruine bei Amorbach in Franken. Amorbach, S. 7.

Kircheninneres auf dem Gotthardsberg, nach Westen gesehen im Jahre 1892

Die frühesten Darstellungen der Kirchenruine, wie sie seit den endgültigen Zerstörungen durch mehrere Blitzeinschläge nach 1700 aussah, stammen von Franz Leinecker (1846) und vom Amorbacher Maler Ludwig Müller (1855). Auf beiden Zeichnungen stellt sich die Kirche ohne Dach, aber ansonsten mit noch hoch erhaltenen Außenwänden dar. Auch das Maßwerk der Fenster ist gut zu erkennen.

 

Impressionen

Aller Anfang ist schwer.
Die zukünftige Grabungsfläche ist vom Bewuchs zu befreien.
Anlage des Schnittes 
Beim Tiefergehen zeigen sich die ersten Bebauungsstrukturen  
Manchmal wirkt das Ganze auch etwas chaotisch.
Aber nach sorgfältiger Arbeit…
… treten die Umrisse der Mauerzüge deutlich hervor.
Absichern und Abdecken sind unbedingt nötig. 
Mit Freude geht's ans Werk 
Das Resultat wochenlangen Grabens
Auch hier wird gezeichnet. 
Schulprojekt mit Weilbachblick
Verzierte Buchschließe, H. 1,9 cm, Weilbach, Gemeindearchiv, Fd.-Nr. 1016
Murmel aus Steinzeug, H. 1,6 cm, Weilbach, Gemeindearchiv, Fd.-Nr. 1017