In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts dürfte sich auf dem Gotthardsberg eine frühmittelalterliche Wehranlage befunden haben, ein Erdwerk mit Wallsystem. Es grenzte unmittelbar an steil abfallende Hänge an. Wesentlich für die Standortwahl war die exponierte Lage. Spuren aus dieser Zeit wurden durch spätere Überbauungen fast vollständig vernichtet. Lediglich eine Erdschicht unterhalb der Fundamente der Außenmauer, in der eine einzige frühmittelalterliche Keramikscherbe lag, deuten auf die älteste Besiedelung hin.

Plan der der Ausgrabungen 2010-2012 und 2021 mit rekonstruiertem Verlauf der Umfassungsmauer (blau). Grafik: Sabrina Bachmann.

Plan der der Ausgrabungen 2010-2012 und 2021 mit rekonstruiertem Verlauf der Umfassungsmauer (blau).

Keramik aus der Salierzeit vom Gotthardsberg Foto und Zeichnung: Christine Reichert, Mainaschaff

Keramik aus der Salierzeit vom Gotthardsberg

Deutlich besser erhalten hat sich die Umfassungsmauer der hochmittelalterlichen Burganlage. Diese wurde in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts angelegt. Sie umschließt ein 80 x 50 m großes, trapezförmiges Areal. Vom Baukörper selbst haben sich im Nordwesten ein Gutteil der Fundamente der Außenmauer und eines daran angebauten Gebäudes erhalten. Nach der Errichtung einer solchen Umwehrung wurde das Plateau nördlich der Kirche mit Aushub und Schutt aufgehöht. So konnte auch dieser Bereich nutzbar gemacht werden. Die Datierung der Baulichkeiten ist durch Kugeltöpfe mit wellenförmiger Schulterzier möglich.

Die Fundamente der bis zu 80 cm mächtigen, in Mörtel gesetzten, zweischaligen Umfassungsmauer wurden lagenweise in Fischgrätentechnik errichtet. Der Mauerbering hatte zwei Funktionen: neben seiner Verteidigungsfähigkeit gab er die Außengrenze an. Sie sollte für sämtliche nachfolgenden Besiedelungsphasen bis ins 17. Jahrhundert hinein beibehalten werden.

Bausubstanz der nördlichen Umfassungsmauer der Burg auf dem Gotthardsberg, von Norden aus gesehen. Gut erkennbar sind die unterschiedlichen Bauphasen. Grafik: Sabrina Bachmann, Heimbuchenthal und Christine Reichert, Mainaschaff.

Bausubstanz der nördlichen Umfassungsmauer der Burg auf dem Gotthardsberg, von Norden aus gesehen. Gut erkennbar sind die unterschiedlichen Bauphasen.

Die heute noch gut erkennbaren unterschiedlichen Mauerungstechniken lassen Rückschlüsse auf Umbaumaßnahmen in der langen Baugeschichte des Gotthardsbergs zu. Diese nahmen immer Rücksicht auf die ursprüngliche Lage der ersten Umfassungsmauer oder nutzten deren Fundamentlage sogar weiter. Ein deutlicher Einschnitt in die Nordmauer wurde mit dem Einbau eines Mauerdurchlasses an ihrem östlichen Ende geschaffen: Zur Zeit des Priorats bestand an dieser Stelle von Weilbach kommend ein Zugang, durch den der Reisende über eine Treppe das Siedlungsplateau erreichen konnte.

Die Kirche war immer Teil dieser Umfriedung. Anlässlich des Neubaus des Gotteshauses im ausgehenden 14. Jahrhundert wurde dieser Bereich durch den Einbau hoher Maßwerkfenster in die Südwand in seiner Wehrfunktion deutlich eingeschränkt. Im 17. Jahrhundert kam noch das Südportal der Kirche hinzu.

 

Impressionen

Der Blick von der Kirche Richtung Norden: Es begann mit einem kleinen Schnitt...
… der allmählich erweitert wurde.
Auch hangabwärts wurden Flächen geöffnet.
Zuerst war Unkraut zu jäten.

Die Hanglage erleichterte die Anlage der Schnitte nicht wirklich.

Nach langer Arbeit…

… zeigen sich deutliche Umrisse des Schnittes.

Die verschiedenen Bauphasen der Umfassungsmauer sind deutlich erkennbar.
Ein Plausch an und über die Burgmauer.

Nachwuchsarchäologen bei der Arbeit.  

Auch in der Kampagne 2021 wurde an dieser Stelle weitergearbeitet.

Blick von Süden auf die originale Umfassungsmauer der Burganlage. Heute ist diese Seite der Mauer wieder vollständig verfüllt.

Perle aus Bergkristall, H. 1,9 cm, Weilbach, Gemeindearchiv, Fd.-Nr. 0348
Vergoldeter Anhänger an einem Zaumzeug, H. 5,5 cm, Weilbach, Gemeindearchiv, Fd.-Nr. 0335
Beschlag eines Kästchen, H. 13,1 cm, Weilbach, Gemeindearchiv, Fd.-Nr. 0352